Ungewöhnlich: Tamron hat etwas kleines und festes vorgestellt.
Wer von euch es mitbekommen hat, war vielleicht dennoch überrascht, wie es Zeiss gelungen ist, die komplette Entwicklung einer ganzen Objektivfamilie geheim zu halten und schließlich mit einem Schlag zu releasen.
Etwas ähnliches ist Tamron mit den zwei neuen SP-Modellen gelungen. Per Presseevent-Stream war ich bei der Enthüllung dabei und kurz später erfuhr es die ganze Welt. Außer zwei Objektiven steckt bei Tamron aber noch einiges mehr dahinter. Man kann möglicherweise von einer Premium-Offensive sprechen. Denn der Hersteller ist eigentlich Spezialist für Zoomoptiken, bringt nun aber zwei Festbrennweiten heraus, die für hochauflösende SLR-Sensoren ausgelegt sein sollen.
Da fragt man sich: können die das?
Eindruck
Das SP 35 zeigt vertraute Merkmale. Zum Beispiel den gummierten, griffigen Fokusring. Robusten, dunklen Kunststoff als Gehäuseummantelung. Auch die Gummilippe um das Bajonett fehlt nicht, um das Eindringen von Staub und Feuchtigkeit in die Kamera zu verhindern. Vieles andere ist neu. Das Objektiv wirkt eleganter, minimalistischer und edler. Letzteres vor allem wegen dem silbernen SP-Siegel (Ähnlich wie es Sigma macht) und dem silbernen Ring in Bajonett-Nähe. Sowie moderne, Serifen-lose Schrift.
Ebenfalls kleben an der Außenhülle zwei Schalter, um den Autofokus sowie den Bildstabilisator an- und abzuschalten. Alles in allem kommt das gute Stück auf rund 500 Gramm. Das ist nicht wenig, im Vergleich zu diversen Konkurrenzprodukten aber durchaus leicht, wenn man die schnellen und günstigen 1.8er-Modelle mal außen vor lässt.
Eigenschaften
Bleiben wir gleich an den Ausstattungsmerkmalen kleben. Der Autofokus ist drin, das ist klar. Und das ist sehr schick und komfortabel, denn er ist problemlos schnell und lautlos. Auch der Stabi fällt akustisch nicht auf. Und das, obwohl es eher ungewöhnlich ist, dass es ihn überhaupt gibt. Denn in dieser Brennweitenklasse ist eine Stabilisierung nicht üblich.
Während er praktisch immer ein angenehmer Vorteil ist, macht er noch mehr Sinn, wenn man den Blick auf ein weiteres Merkmal wirft: die Naheinstellgrenze. Die beträgt aufgrund des optischen Designs nämlich nur 20 Zentimeter. Zieht man die Länge des Tamrons ab, kann man sich also bis auf zwölf Zentimeter einem Motiv nähern und kommt damit auf einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:2,5. Das ragt schon weit in den Makro-Bereich hinein.
Performance
Unterwegs habe ich das 35er Tamron an einer Canon EOS 5D Mark II verwendet und es lässt sich feststellen: Die Kamera ist dem Objektiv unterlegen. Die Kombination ist manchmal zäh, manchmal unentschlossen und die Canon neigt seltsamerweise permanent zum Überbelichten, weil sie sich „nicht traut“ kürzere Verschlusszeiten einzustellen. Irgendwie harmoniert das Ganze nicht und im Gespräch ist das auch anderen Fotografen aufgefallen. Bereits an der Mark III ist die Performance insgesamt deutlich besser.
Und da gehört es auch hin, denn die Festbrennweite ist nicht nur für hochauflösende Sensoren entwickelt, sie ist auch ungewöhnlich scharf.
Ihr kennt das: Kamera plus Objektiv vom selben Hersteller erreichen für gewöhnlich sehr gute Auflösungswerte, denn beide Komponenten kennen und ergänzen sich. Besonders auffällig wird das bei manchen CSCs, die traumhafte Auflösungswerte erzielen bis man ein Fremdobjektiv ansetzt.
Dem Tamron ist das egal. Trotz Drittherstellerprodukt erzielt es hervorragende Werte an der Canon. Genauer gesagt solche, die sich in die Ergebnisse von teuren Sigma Art- und Zeiss-Optiken einreihen können.
Einzig ein paar chromatische Aberrationen bei maximaler Offenblende und in heftigen Gegenlichtsituationen stören etwas. Die verschwinden aber sofort, wenn man ein wenig abblendet. Maximal eine Stufe, dann ist alles weg. Extrem gut beherrscht es außerdem das Unterdrücken von Blendeffekten.
Fazit
Tamron hat hier eine ziemlich gute Optik abgeliefert, die nicht nur das angedachte „Premium“ verdient zu haben scheint, sondern auch zeigt, dass Tamron auch Festbrennweiten kann. Der Preis von rund 1.100 Euro ist üblich, aber auch schon längst gefallen.
Das Schwestermodell mit 45 Millimetern Brennweite habe ich mir ebenfalls vorgenommen – gibt es die Tage ebenfalls hier.
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