Einigen von euch ist es aufgefallen: in letzter Zeit hatte ich nicht viel Gelegenheit für Hands-ons, die eigentlich mittwochs erscheinen. Darum bekommt ihr auch diemal #nixneuesheute.
Vor einer Weile hatte ich das neueste Modell aus der Zeiss-Otus-Objektivserie im Test und auch hier darüber geschrieben. Es handelt sich um (insgesamt derzeit zwei) Optiken, die Zeiss als die optische Krone für DSLR-Kameras ansieht. Tatsächlich ist das 85mm-Otus schlicht das beste verschraubte Stück Glas, das ich bis dahin getestet hatte. Es bringt die Leistungskurve einer Kamera zum Anschlag. Getestet hatte ich es mit dem Megapixelmonster Nikon D800.
Ich kam nicht umhin, meinem Kontakt bei Zeiss ein Kompliment auszusprechen. Die Entgegnung war etwa: „Wir haben nichts anderes erwartet.“
Das klingt jetzt ziemlich arrogant. Ist es eigentlich aber gar nicht, denn beispielsweise die Leute bei Zeiss (aber auch ein paar anderen Unternehmen) schauen aus einer anderen Perspektive auf die Dinge.
Dazu ein Fun-Fact: ein Computerchip versammelt inzwischen mehrere Milliarden (!) Transistoren auf einer Fläche von wenigen Quadratzentimetern. Wie gelangen die da drauf? Das ist ein Verhältnis, das seit Jahren nicht mehr mechanisch zu bewältigen ist. Tatsächlich werden dafür optische Systeme benutzt. In vielen Halbleiterfabriken setzt man beispielsweise Zeiss-Optiken ein, um die Bauelemente auf den Chip „zu belichten“. Gegen die Auflösung und optische Klarheit dieser Geräte ist ein Objektiv für die Fotografie eher eine Art Flaschenboden.
Mit anderen Worten: Objektive wie das Zeiss Otus kommen aus einer anderen Welt. Gedanklich und technisch stammen sie aus der Welt des Mittelformats.
Auflösungsmonster
Letztes Jahr tauchte erstmals eine Mittelformatkamera auf, die statt eines CCDs, einen hochauflösenden CMOS-Sensor in sich barg. Ich hatte die Pentax 645Z zum ausprobieren, habe hier drüber geschrieben und mit Angie die Serie „there’s something in the woods“ geschossen.
Später tauchten Hasselblad- und Phase-One-Kameras – mit derselben Auflösung und der CMOS-Technik. Es ist vermutlich ein offenes Geheimnis, dass diese Teile einen ähnlich, vielleicht sogar denselben Sensor nutzten. Eine Entwicklung von Sony.
Tatsächlich stammt auch der Sensor der Nikon D800-Serie von Sony. Und so ist es kein Wunder, dass dieser auch in der Sony A7R auftauchte und die Einheit der Nikon D4 in angepasster Form in der Sony A7S.
Auflösungstechnisch geht es also weiter ungebremst nach oben.
Inzwischen hat auch Canon nachgezogen und in den neuen 5D-Kameras Einheiten mit 50 MP platziert. Und auch das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange. Kürzlich sind auf Flickr versehentlich Fotos aufgetaucht, die mit einer noch unbekannten Sony A7-Kamera aufgenommen wurden. Dazu gab es keine offiziellen Angaben, aber rechnete man deren Auflösung um, kommt man auf rund 60 Megapixel. (Das hier verlinkte Bild hat 56 MP, später sind 59 MP-Bilder aufgetaucht aber wieder verschwunden.)
Richtungsweisend
Sony scheint also eine treibende Kraft zu sein im Bereich der Produktion extrem hochauflösender Kamerasensoren. Und kommen wir nochmal zurück zu Zeiss: die neuen Objektivserien Touit, Loxia und Batis werden alle für die A7-Kameraplattform dieses Herstellers entwickelt. Es ist also alles andere als ein Zufall, dass das deutsche Optik-Unternehmen sich mit seinem Wissen genau darauf konzentriert hat. Man kann sogar davon ausgehen, dass man dort etwas über die Zukunft der Kameratechnik weiß, das die breite Öffentlichkeit noch nicht erfahren hat. Und das dürften weitere, noch höher auflösende Kamerasensoren sein.
Phase One
Gerade erst in dieser Woche hat der Mittelformat-Spezialist Phase One ein neues Kamerasystem veröffentlicht – die XF-Plattform. Die Sensortechnik steht dabei gar nicht mal im Vordergrund. Vielmehr ist es eine langerwartete Runderneuerung der ganzen Kameratechnik.
Diese Mittelformatkameras (und Digital-Backs) bewegen sich auf einem Level jenseits der gewohnten DSLR-Technik. Sie sind die Speerspitze dessen, was möglich ist und produzieren Bilder mit 16 Bit Farbtiefe, einem Dynamikumfang von massiven 14 Blendenstufen und einigem mehr. Das neue XF-System wurde runderneuert und kommt mit einem eigenen Betriebssystem, das sich auf die individuellen Bedürfnisse anpassen oder auch Fernsteuern lässt. Auf Wunsch per WLAN über ein Apple-Tablet.
Mit anderen Worten, es handelt sich um ein High-End-Werkzeug der Fotografie.
Die maximale Auflösung der neuen IQ3-Backs geht hinauf bis 80 Megapixel. Also noch einmal eine ganz andere Klasse an Detailfülle, die nicht zuletzt von der Optik unterstützt werden muss. Und dazu vertraut Phase One auf deutsche Produkte von Schneider Kreuznach.
Gemeinsam mit dem neuen XF-System wurden so zwei neue Zentralverschlussobjektive veröffentlicht (120 und 35mm), die laut Hersteller auf Auflösungen von mehr als 100 Megapixel ausgelegt sind. Also selbst hier ist noch Spielraum nach oben.
Die Zukunft
Schaut man sich also an, was sich im Technikbereich ganz oben in der Fotobranche tut, erscheint der Kommentar von Zeiss, den ich eingangs erwähnte, gar nicht mal mehr so arrogant. Bei Firmen wie Zeiss, Schneider Kreuznach, Sony und vielen drum herum, liegen bereits heute schon ganz andere Maßstäbe an, als wir sie kennen.
Ich denke, wir dürfen gespannt sein, was da noch alles auf uns zukommt.
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