Heute gibt es mal wieder ein Hands on zu Optikgedönse. Und zwar zu dem momentan vermutlich besten Paar Augen, das man sich für eine Sony-Kamera zulegen kann.
Insider wissen: Die optische Technologie von Zeiss findet sich schon seit längerem in Objektiven für CSC-Kameras. Nämlich bei Sony. Seit letztem Jahr brachte das Unternehmen dann eigene Modelle heraus. Ich hatte die Möglichkeit, alle drei bisher erschienenen Touit-Ausgaben zu testen (da, da und da auch). Ebenfalls für CSCs, allerdings unter kompletter Eigenregie.
Sie haben sich (laut eigener Aussage) solange damit Zeit gelassen, weil die Sensoren bis dahin noch nicht gut (und groß) genug waren. Seit dem baut man Objektive für Sony- und Fujifilm-Kameras mit APS-C-Sensor.
Mit der A7-Serie hat Sony inzwischen verdammt leckere CSC-Kameras mit Vollformatsensor herausgebracht. Ein gefundenes Fressen für Zeiss, entsprechende Optiken dafür zu entwickeln. Die Loxia-Modelle.
Eindruck
Fangen wir bei der Kamera an: Wie einige von euch bin ich jemand, der ein fettes Stück DSLR in der Hand braucht, um sich komplett zu fühlen. Ich arbeite mit meiner Kamera und brauche ein robustes, zuverlässiges Gerät und ich möchte einen Vollformatsensor verwenden. Darum mag ich spiegellose Kameras nicht so sehr. Aber die Sony A7-Modelle gehören zu den heißesten Alternativen und den aggressivsten Gipfelstürmern auf dem Kameramarkt. Ich habe bereits die A7r getestet, die mit blasphemischem 36-Megapixel-Sensor daherkam sowie die A7s, die in der Nacht besser sehen kann als eine Eule mit Restlichtverstärker. Tolle Kameras, das muss man neidlos zugeben.
Und für diese Teile hat Zeiss nun zwei Optik-Babys gebaut. Das ist wörtlich gemeint, denn mit knapp 6 Zentimetern Länge, fast ebensoviel Durchmesser und 300 Gramm Gewicht sind sie zwei Dinge: so klein und leicht, dass sie zur Kamera passen aber auch schwer genug, um sich nicht nach Plastikspielzeug anzufühlen.
Äußerlich und haptisch hat Zeiss vieles besser gemacht als bei den Touit-Modellen. Die Loxias sind nicht ganz so minimalistisch und elegant, dafür aber griffiger und mit professionellerer Anmutung: Skalen sagen dir jederzeit, was eingestellt ist.
Eigenschaften
Die Newcomer betreten im Doppelpack die Bühne: Das Zeiss Loxia 2/35 hat 35 Millimeter Brennweite, das 2/50 hat 50 Millimeter Brennweite. Beide bieten eine durchgängige Offenblende von f2. Man mag sich fragen, warum man ausgerechnet diese Brennweiten gewählt hat, wo sie doch außerdem so nah beieinander liegen. Tatsache ist, dass der Aufbau der Optiken unterschiedlich ist.
Das 2/50er verwendet das Planar-Objektivdesign. Laut Zeiss zeichnet es sich durch einen natürlichen und praktisch verzerrungsfreien Bildeindruck aus. Für das leicht weitwinklige Loxia hat man das Biogon-Design verwendet. Trotz stärker gekrümmter Linsen bringt es eine sehr gute Korrektur von optischen Fehlern sowie der Bildgeometrie auf die Qualitätswaage. Das ist kein Werbetext, sondern beruht auf meiner eigenen Erfahrung, da mich schon das Touit 2.0/12 ziemlich positiv überrascht hat.
So, jetzt die bittere Wahrheit. die Loxia-Objektive sind manuelle Optiken. Sie haben einen Blendenring sowie keinen Autofokus. Wenn man mit ihnen fotografiert, muss man wissen, was man tut und das richtige Gefühl für das Motiv haben. So ist das.
Und warum ist das so?
Im Hause Zeiss will man bei bestimmten Produkten keine Kompromisse eingehen. Darum. Dasselbe habe ich damals bei dem atemberaubenden Otus schon erlebt. Das Ding ist brachial groß, schwer, manuell und schlitzt dir im Gegenzug mit der Bildschärfe die Netzhäute auf, um schlichtweg brillante Bilder in dein Hirn zu pflanzen. Bei den Loxias geht der Hersteller denselben Weg. Aber im Gegenteil zu anderen Modelle haben sie einen dicken Vorteil in petto, der ihnen den Rücken stärkt: die Sony A7.
Hinweis: Alle Bilder oberhalb stammen vom Loxia 2/50 und der Sony A7. Alle Bilder im folgenden wurden mit derselben Kamera und dem Loxia 2/35 aufgenommen.
Wie gesagt, die A7 sind mit die fortschrittlichsten CSCs, die ich kenne und natürlich haben sie auch Spielereien eingebaut. So zum Beispiel eine Fokus-Peaking-Funktion und eine Sucherlupe. Dass die Loxias manuell sind heißt nicht, dass sie nicht elektronisch Daten übermitteln können. Und das tun sie – wenn man den Fokus einstellt, dann aktiviert sie automatisch die Sucherlupe. Die Peaking-Grafiken sagen dir dann zusätzlich noch ganz genau, was scharf ist und was nicht. Äußerst schick, darauf bin ich etwas neidisch, ganz ehrlich. Ich habe das 15 Minuten ausprobiert und danach so scharfe Bilder gemacht, wie sie ein Autofokus auch hinkriegen würde.
Ein interessantes Extra hat Zeiss den Objektiven noch spendiert. Damit man sie blind bedienen kann, haben die Blendenringe eine Rasterung. Bei jedem Blendenschritt klackt das Rad leicht, damit man weiß, was eingestellt ist. Filmt man jedoch, dann ist das höchst störend, denn man will fließende Einstellungen und ja keine Ruckler. Also hat Zeiss in den Bajonettring eine winzige Schraube integriert. Stellt man die um, lässt sich die Rasterung ausklinken und die Blende stufenlos sanft einstellen. Geile Sache.
Performance
Ach ja, was soll man da sagen? Die beiden Loxias sind schlichtweg die besten Objektive, die man sich für eine Sony A7-Kamera kaufen kann. Punkt.
Ganz ehrlich, man kann mit ihnen machen, was man will: sie geben dir Detailfülle, sie geben dir korrekte Belichtungen, sie korrigieren Blendeffekte, chromatische Aberrationen und das 2/50er hat praktisch keine Vignettierung. Nada. Das Weitwinkel-35er reagiert etwas empfindlicher und hat bei extremen Einstellungen und Offenblende leichte Verwaschungen an den Rändern. Das ist typisch für Weitwinkel und dort treten dann auch chromatische Aberrationen auf. Blendet man das 35er ab, dann werden alle Bildfehler eliminiert. Sind einfach weg.
Es macht einen riesen Spaß, mit der Kombination zu fotografieren. Wie auch die Nikon-Kameras haben die „großen“ Sonys einen gigantischen Dynamikumfang. Fotografiert man einen gelben Herbstbaum, der in der Sonne steht, vor einem satt blauen Himmel und das Foto prickelt vor Detailfülle und hat weder Über- noch Unterbelichtungen, dann wird man das Motiv als gestandener Fotograf bald nicht mehr erkennen können, weil eine Tränchen die Sicht trübt.
Ich kann hier leider keine Messergebnisse nennen, aber ich habe die beiden Loxias auch unter Laborbedingungen getestet. Erst dachte ich, Zeiss hätte mir einen Mess-Prototypen geschickt, als ich die Ergebnisse sah. Es scheint aber zu stimmen: Es sind nicht die ultraschärfsten Optiken, die man sich vorstellen kann, aber solch exakte Werte habe ich fast nie zuvor gesehen. Die Loxias sind so perfekt berechnet und frei von jeglichen Produktionsfehlern, dass sie eigentlich nur auf dem Papier existieren dürften.
Fazit
Die Loxias sind keine Schnappschussoptiken, soviel ist klar. Das schließt größtenteils die manuelle Fokussierung aus, denn so schnell wie eine Elektronik ist keine Fotografenhand. Die Sony A7-Hilfsfunktionen machen das aber ganz gut wett. Wer soviel Zeit hat, zum Fotografieren. Wer genug Geld hat für so eine Kamera (oder damit Geld verdienen muss), der sollte sich überlegen, ob er bei der Optik Kompromisse eingehen will.
Falls nicht, wählt er eins der Loxias.
Mehr!
- Die voll aufgelösten Bilder zuzum Loxia 2/35 sind hier zu finden.
- Bilder in voller Auflösung, die mit dem Loxia 2/50 gemacht worden sind, sind hier zu finden.
- Weitere voll aufgelöste Bilder zu meinen Hands On-Berichten sind hier zu finden.
- Mehr Hands on-Berichte selbst zu verschiedensten Kameras und Objektiven gibt es hier.
- Ausgewählte Arbeiten im mworkz.portfolio




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