Mega, Super, Ultra: Auch Sigma erneuert regelmäßig sein Portfolio an Objektiven mit besonders hohem Zoombereich.
Was für ein Superlativ auch immer: die sogenannten Allround-Objektive, deren Brennweiten 250mm und mehr abdecken, erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit. Ist auch nicht verwunderlich: rein von den technischen Daten her ersetzen die Teile zwei bis drei einzelne Objektive. Gerade für Einsteiger in die Fotografie klingt das nach einem hieb- und stichfesten Argument. Aber auch ambitioniertere Fotografen greifen zu, wenn das Abwägen zwischen Gewicht und Nutzen in Richtung des Komforts abdriftet.
Profis sind da vorsichtiger, denn sie wissen, dass zur Realisierung einer solchen Linsenkonstruktion eine Menge Glaselemente nötig sind, die schwierig zu berechnen und aufwändig zu schleifen sind. Hohe Bildqualität bleibt dabei meistens weitgehend auf der Strecke. „Sogenannte“ Profis legen genau dieses Argument falsch aus und behaupten einfach, dass diese Mega-Zooms Schrott sind und man lieber ein „richtiges Objektiv“ nutzen sollte. Zum Beispiel eine Tele-Festbrennweite. Das geht aber auch weit an der Realität vorbei.
Darum sterben diese Teile nicht aus und vor allem Tamron und Sigma haben es sich zur Aufgabe gemacht, die permanente Nachfrage zu decken. Tamrons Prämisse lautet dabei „maximale Flexibilität“. Jüngst ging daraus das Rekord-Zoom „16-300mm F/3.5-6.3 Di II VC PZD“ (Hands on hier) hervor. Sigma hält mit möglichst hoher Abbildungsleistung dagegen und schickt in diesem Sinne das „18-300mm F3,5-6,3 DC Makro OS HSM [C]“ hinterher.
Eindruck
Das ewige Wettrüsten unter den Superzooms hat Folgen: viel geht da nicht mehr. Solange keine völlig neuen Optikdesigns entwickelt oder gänzlich andere Materialien verwendet werden, unterscheiden sich die Modelle kaum noch. Vor allem Tamron hat die Entwicklung zur ewigen Verkleinerung angetrieben und das 16-300er Zoom erstaunlich kompakt gestaltet. Das neue Sigma könnte das auch, liegt aber selbstgewählt leicht dahinter.
Heißt: es ist etwas schwerer und ein wenig größer. Das aber kaum nennenswert und mit voller Absicht. Statt auf brutale Verkleinerung abzuzielen, hat man sich an die aktuellen Sigma-Richtlinien gehalten und dieses temperaturstabiles Material verwendet, hinten ein massives Bajonett reingeschraubt und die Glaselemente etwas größer gehalten. Insgesamt fällt das kaum auf, das Ding kann man immernoch als kompakt bezeichnen und es fühlt sich wirklich hochwertig an.
Gut gefallen hat mir die zusätzliche Riffelung ganz vorne und hinten. Die ist vorne zwar für die Darstellung der Abstandsskala unterbrochen und am hinteren Ende nur an freien Stellen ergänzt, sorgt aber bereits dadurch für mehr Griffigkeit.
Eigenschaften
Wie gesagt: keine Besonderheiten, dafür aber das gewohnt komplette Ausstattungspaket mit Bildstabilisator, Autofokus und Ultraschallmotor. Ein Zoom-Lock-Schalter ist auch an Bord. Mit ihm sperrt man den Tubus gegen ungewolltes Herausfahren. Beim Sigma ist dieser Schalter noch etwas mehr berechtigt als beim Tamron, denn die Front ist vergleichsweise schwer und fährt unter Umständen doch mal selbsttätig aus. Vor allem, wenn das Teil ein paar Jahre in Gebrauch ist und mehrere hundert Mal benutzt wurde.
Die Bezeichnung „Makro“ bezieht sich nicht auf irgendeine exotische Zoomstellung oder einen Umbau, sondern eher auf das erreichbare Abbildungsformat. Mit 39 Zentimetern Naheinstellgrenze kommt man schon ganz gut an ein Motiv heran und kann es mit einem Maßstab von 1:3 abbilden. Das ist gar nicht so schlecht – der echte Makrobereich liegt bei 1:1. Hübsche Blütenfotos sind damit also drin und auch formatfüllende Porträts kann man machen.
Performance
Die butterweiche Mechanik älterer Zoomobjektive habe ich schon lange nicht mehr gefühlt und auch beim Sigma wird man die nicht finden. Das Zoomen geht sehr gut und recht präzise vonstatten, benötigt aber auch ein wenig Krafteinsatz. (In einem Maße, wie es ein Kleinkind auch hinkriegen würde). Auch der Autofokus ist verhältnismäßig flott. Das gilt vor allem dann, wenn nicht viel Entfernung zum Scharfstellen überbrückt werden muss. Klar dauert es einen Moment länger, wenn man bei 300 mm ein Objekt im Vordergrund und anschließend auf unendlich fokussiert. Darum haben teure Modelle auch eine Bereichsbegrenzung – gibt es hier aus Kostengründen aber natürlich nicht.
Positiv ist mir auch der Stabi aufgefallen. Man merkt schon, dass man eine Kamera-Objektiv-Kombo bei 300 Millimetern (ca. 450 mm entsprechend Kleinbild) nicht mehr ruhig halten kann. Wer das hinkriegt, schneidet tagsüber vermutlich auch Menschen auf und näht Blutgefäße zusammen. Für alle anderen müssen Verschlusszeiten ab 1/200 Sekunde ran oder eben der Stabi, der das Bild definitiv rettet.
So, nun noch zu dem schlagenden Sigma-Argument für das 18-300er und den Verzicht auf die 2mm Brennweite gegenüber dem Tamron: die Bildqualität. Und ja, kann man nicht meckern! Die Auflösung ist erstaunlich hoch, gemessen an der extremen Linsenkonstruktion und vor allem die chromatischen Aberrationen werden überraschend gut im Zaum gehalten. Störend fallen sie nur in Weitwinkeleinstellung auf.
Von dieser bis etwa zur mittleren entdeckt das geübte Auge übrigens auch eine leicht kissenförmige geometrische Verzerrung. Allerdings nur bei Motiven, die strenge Linien drin haben. Beim Foto von der Neckargasse 5 hier im Artikel kann man sehen, wie sich die Linien oben und unten leicht wölben. Die Auflösung sinkt erst im Telebereich spürbar; Laien wird das aber kaum negativ auffallen, lediglich der Bildeindruck wird etwas weicher.
Fazit
Das neue Sigma 18-300mm F3,5-6,3 DC Makro OS HSM [C] hat einen längeren Namen als ein Fazit sinnvolle Details berichten kann. Es ist keine außergewöhnliche Jubeloptik, aber ich hätte auch keine Scheu, es als Reisealternative in den Koffer zu packen, wenn ich nicht primär fotografieren, sondern für alles gewappnet sein will.
Mehr!
- Die Bilder oben in Originalauflösung kann man sich hier anschauen.
- Weitere voll aufgelöste Bilder zu meinen Hands On-Berichten sind hier zu finden.
- Mehr Hands on-Berichte selbst zu verschiedensten Kameras und Objektiven gibt es hier.
- Ausgewählte Arbeiten im mworkz.portfolio





Hinterlasse eine Antwort zu ml Antwort abbrechen