Ich schaue mir meistens Kameras, Objektive und manchmal Smartphones an. Heute im Hands on ein Gerät, das nichts davon sein will: die Panasonic Lumix CM1.
Wenn es passt, erwähne ich es immer wieder: digitale Kompaktkameras verlieren an Bodenhaftung und werden von Smartphones verdrängt. Kamerahersteller reagieren mit Premium-Kompaktkameras, bevor die Geräteklasse aufgegeben werden muss, doch diese Modelle können das Marktsegment nicht retten oder das Volumen abdecken. Andere Taktiken müssen her.
Kompakte werden immer kleiner, immer modischer und bekommen WLAN und Smartphone-Features. Sony quetscht sich mit den QX-Geräten in das Smartphone-Segment und allgemein lautet die Marketingmessage, dass mit „echten“ Kameras immer noch bessere Bilder gemacht werden können. Stimmt ja auch, überzeugt aber nicht die Smartphone-Käuferschicht. Panasonic hat das Rudern gegen den Strom weitgehend aufgegeben und dreht nun bei.
Sie bringen einfach selbst ein Smartphone heraus.
Mit einer guten Kamera.
Die Panasonic Lumix CM1
Wobei, halt stop, das stimmt so nicht. Um klar zu machen, wobei es sich bei der CM1 handelt, wendet Panasonic viele Wörter auf. So etwa heißt das Produkt „Lumix CM1“ um die Verbindung und Zugehörigkeit zu den „gewöhnlichen“ Lumix-Kameras herzustellen. Darüber hinaus nennt es der Hersteller „High-End Kommunikationskamera“. Kommunikationskamera klingt zwar ein bisschen dämlich, zeigt aber ein wenig an, was sie damit sagen wollen. Auf Englisch nennen sie es „Smart Camera“. Umschrieben wird es als Kamera mit Smartphone-Funktionalität, damit klar ist, worauf der Fokus gelegt wurde. Wie das Ding aussieht? Wie ein Smartphone mit dicker Kamera…
Eindruck
In erster Linie wirkt das CM1 wie ein teureres Smartphone. Elegant auf jeden Fall und sehr griffig durch das Lederimitat auf der Rückseite. Der „gewaltige“ Kameraaufbau wirkt gar nicht mal so störend, muss ich zugeben. Allerdings auch nur, weil ich es bereits von dem Samsung Galaxy Zoom K gewohnt bin oder auch vom Nokia 1020. Hängt man sich optisch daran auf, wirkt die CM1 tatsächlich eher wie eine ultraflache und schicke Kamera mit unüblich großem Bildschirm.
Der ist übrigens 4,7 Zoll groß und hat damit aus meiner Sicht eine sehr gute Smartphone-Größe. Dargestellt wird in Full-HD-Qualität, was super ist, denn das zeichnet das Gerät auch als Video auf (allerdings kann sie auch 4k). Nicht ganz zufällig ist der Leica-Aufdruck in der Nähe der Optik abzulesen. Panasonic hat auch bei diesem Gerät mit dem deutschen Traditionshersteller kooperiert und ein paar Linsen abgezweigt. Der Schriftzug dient dabei auch als misslungenes Understatement der Exklusivität und des gehobeneren Werts der CM1.
Sehr praktisch finde ich den Objektivring, der da noch Platz gefunden hat. Rund um den Optik-Aufbau ist ein verstellbarer Ring, mit dem man die Verschlusszeit, Blende, ISO-Werte, den Weißabgleich, die Belichtungskorrektur und natürlich den Fokus festlegen kann. Finde ich nett, fühlt sich ein bisschen wie SLR-Handhabe an und macht das Ganze deutlich Kamera-mäßiger. Tatsächlich benutzen wird man es allerdings eher selten, soviel sei auch gesagt.
Eigenschaften
Die Portion „Smartphone“ ist bei der CM1 ja eigentlich nur Zugabe, kann sich aber durchaus blicken lassen. Zusammengehalten wird das ganze System von Android 4.4, einem Quad-Core-Prozessor und 16 GB internem Speicher (erweiterbar auf 128 GB per Karte). Interessant dürfte die Frage sein, ob Panasonic das System auch regelmäßig und rasch aktualisieren wird. Ist mir aber ehrlich gesagt wumpe, denn es läuft flüssig und darum muss ich nichts daran ändern. Vielleicht hatte ich aber auch nur schlechte Erfahrungen mit meinem eigenen Samsung-Gerät. Kommunikativ ist die CM1 gut aufgestellt und hat mit WLAN, NFC und LTE jede Menge Abkürzungen an Bord.
Kommen wir zum fotografischen Aspekt: In das flache Gehäuse hat Panasonic einen 1-Zoll-Sensor gepresst, was relativ groß ist, selbst einige Systemkameras arbeiten mit denen. Darauf sind fette 20 Megapixel untergebracht. Damit liegt es Smartphone- und auch Kompaktkamera-technisch in der Top-Liga – bissl weniger wäre aber auch nicht schlimm gewesen.
Interessant ist noch, dass der Kamera ein eigener Prozessor zur Seite steht, was super ist, da die Verarbeitung somit schneller läuft. Exklusiv ist auch die Kamera-App selbst. Es handelt sich hierbei nicht um eine frei verfügbare typische App, sondern etwas, das sehr stark an die übliche Kamerasoftware von Panasonic erinnert und damit äußerst reichhaltig ist und praktisch keine Wünsche offen lässt. Natürlich kann man die Kamera damit auf Wunsch auch komplett manuell bedienen, was ein echter Mehrwert gegenüber anderen Lösungen ist.
Ist die Kamera aktiviert, fährt das ganze leicht aus, was an eine Zoomoptik erinnert, doch die Konstruktion ist eine Festbrennweite mit 28 Millimetern und einer Blende von f2,8.
Performance
Insgesamt ist die Lumix CM1 schon eine schicke Lösung. Ich mag es, wenn man den Komfort eines Smartphones mit Android-Betriebssystem hat und dazu noch hochauflösende Bilder dank eines großen Sensors und einer sauberen Optik bekommt. Für mich eine tadellose Kombination und die Arbeit damit macht auch durchaus Spaß.
Eine hochwertige Kamera kann das System natürlich nicht ersetzen, das liegt aber zum großen Teil daran, dass es sich irgendwo doch noch um ein Smartphone handelt. Schaut man sich die Bilder an, wirken sie immer noch relativ künstlich und die Nachbearbeitung der Software ist deutlich zu spüren. Komplementärfarben werden betont und der Weißabgleich ist meistens etwas zu kühl. Insgesamt sind die Fotos aber näher an denen einer digitalen Kompaktkamera als fast jedes andere Smartphone.
Der Dynamikumfang scheint der üblichen Smartphone-Konkurrenz deutlich überlegen zu sein, wirkliches Kamera-Niveau wird aber nicht erreicht. Immerhin läuft die Bedienung flüssig und problemlos, da gibt es nichts zu meckern.
Fazit
Mit der Lumix CM1 erweitert Panasonic eine Geräteklasse, die es eigentlich schon gibt, die aber nie so richtig populär geworden ist. Das finde ich schade, denn wenn man fotografisch mehr aus Smartphones heraus holen will, dann ist die CM1 die Lösung. Eventuell macht das Gerät dieses Konzept jetzt populärer, was jedoch auch am Preis von gut 900 Euro scheitern könnte. Das ist durchaus nicht billig, unterstreicht dabei aber Panasonics Anspruch auf eine Edeloptik und hochwertige Kameratechnik.
Die muss man – im angemessenem Rahmen – der CM1 zugestehen. Würde ich mehr mit dem Smartphone fotografieren, als ich es normalerweise tue (also fast gar nicht), dann wäre die „Kommunikationskamera“ genau mein Fall. Für ambitionierte Smartphone-Fotografen ist sie vermutlich sogar eine echte Alternative.
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