In den letzten Teilen dieser Artikelserie ging es um die geschichtlichen Hintergründe, die digitale Entwicklung und schließlich die geballte Theorie, die hinter den Unterschieden von Vollformat- und APS-C-Sensoren steckt. Heute schließt eine kurze Zusammenfassung ab.
Wer bis zu diesem Artikel durchgehalten hat, weiß nun mehr als der Durchschnitts-Kameraverkäufer im Elektronikdiscounter um die Ecke. Glückwunsch! :)
Das soll kein Vorurteil sein, da gibt’s bestimmt auch löbliche Ausnahmen – allerdings habe ich noch keine (!) getroffen.
Ihr wisst nun, wie sich die Sensorformate der modernen Fotografie entwickelt haben, in welchen Ausprägungen sie existieren und was die wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden relevantesten ist: APS-C und Vollformat.
Wenn euch ein Verkäufer eine Vollformatkamera aufschwatzen will und ihr unverblümt fragt: Warum sollte ich die kaufen? Und er antwortet: Ja weil, die macht halt schönere Bilder! Dann könnt ihr lächeln und wisst, warum sie schönere Bilder macht.
Unter Umständen.
Denn ich möchte hiermit nicht die APS-C-Kameras verteufeln. Auch wenn es für mich keine Rückkehr mehr zu diesem Format gibt, heißt das nicht, dass es schlecht und unterlegen ist. APS-C macht durchaus Sinn.
Vor- und Nachteile
Wenn euch ein Verkäufer eine Vollformatkamera aufschwatzen will und ihr habt im schlimmsten Fall bereits eine APS-C-Kamera, dann wisst ihr jetzt auch, was noch auf euch zukommt. Nämlich der Neukauf möglicherweise aller Objektive. Denn ihr wollt vor einen so potenten Sensor kein Objektiv setzen, das schlicht nicht soviel Leistung bringen kann, wie der Sensor verlangt. Ihr wollt mehr Lichtstärke, mehr Flexibilität und mehr Qualität.
Und dafür müsst ihr blechen.
Der Aufstieg in die Vollformatfotografie kann finanziell empfindlich sein. Ich weiß das, denn ich habe zwei Nieren, drei Daumennägel und meinen Verstand verkauft, damit ich mir meine jetzige Kamera leisten konnte. :)
Nach den Objektiven kommen eventuell neue Filter, Zusatzakkus, ein Akkugriff, ein Tragegurt (denn die Kamera ist schwerer und wuchtiger), sowie natürlich flotte Speicherkarten hinzu. Denn die Bilder, die aus einer Vollformatkamera kommen, enthalten viel mehr Informationen als die einer APS-C-Kamera. Die RAWs meiner Nikon D800 zum Beispiel sind irrwitzige 70 Megabyte groß. Im Dauerlaufmodus ballert die Kamera also mal eben über 300 Megabyte pro Sekunde auf die Speicherkarte, die schnell und viel schlucken muss.
Im Gegenzug wird man mit einer Bildqualität belohnt, die APS-C-und-kleiner-Fotografen so richtig die Augen öffnen wird.
All die vermeintlichen Einschränkungen und Nachteile oben sind natürlich die Vorteile für APS-C-Kameras. Sie sind in der Regel insgesamt leichter und bringen unter Umständen samt Objektiv vielleicht 600 Gramm auf die Waage. Auch die Objektive sind entsprechend aufgebaut – klein, sehr kompakt und weitgehend aus Kunststoff. Sie sind für gewöhnlich weniger lichtstark, aber dafür braucht man „weniger Brennweite“ um weiter rein zu zoomen. Gerade für Tierfotografen kann das ein Vorteil sein. Auch der Output ist weniger hoch.
Noch ein kurzer Seitenschwenk auf den „SLR-Effekt“, der bei Vollformatkameras stärker ausgeprägt sein soll. Das habe ich im letzten Artikel erklärt und das trifft prinzipiell und vor allem im physikalischen Sinn auch zu.
Ich habe auch versucht, das einmal am Beispiel zu verdeutlichen und durchzumessen. Das Ergebnis war interessant: der Eindruck von Schärfentiefe ist bei modernen APS-C-Kameras erstaunlich hoch. Bei mittleren Blenden und im Telebereich sind kaum nennenswerte Unterschiede bei Freistelleffekten zu sehen. Ich musste die Schärfeausdehnung der Kameras per Software durchmessen, um tatsächliche Unterschiede benennen zu können. Bei sehr großen Offenblenden wie f2,8 und weiter liegen aber die Vollformatmodelle deutlich vorn.
Das sind nur die optischen Aspekte. Wissen darf man auch, dass Vollformat noch immer eher im Profilager angesiedelt ist und die Kameras entsprechend aufgebaut sind. Stärkere, robustere Gehäuse, schnellere Verschlusszeiten, besseres Rauschverhalten, langlebigere Materialien, mehr Konfigurationsmöglichkeiten. Wer darauf wert legt oder wer mit seinen Fotos Geld verdienen muss, wird sich für eine Vollformatkamera entscheiden. Wer das nicht braucht, für den ist vermutlich sogar eine APS-C-Kamera die richtigere.
Euer Ding
Letztlich ist das eine persönliche Entscheidung. Ich hoffe, mit meinen Erklärungen könnt ihr eine solche leichter fällen, wenn es mal sein sollte.
Oder ihr könnt mit Hintergrundwissen klotzen, wenn euer Gegenüber dankenswerterweise Bullshit erzählt! ;)
Falls euch die Artikelserie gefallen hat, interessiert euch eventuell auch mein Workshop zum Bildmanagement. Aber ihr könnt mir gerne auch eine schnelle Meinung in den Kommentaren hinterlassen, das würde mich freuen. Und wenn ihr mögt, schreibt auch, ob ihr euch was zu einem anderen Thema wünschen würdet.



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