Heute habe ich einen Erfahrungsbericht über ein völlig langweiliges und komplett nebensächliches Objektiv für euch. Warum ich trotzdem hier darüber schreibe, erfahrt ihr im Rest dieses Artikels.
Nämlich genau jetzt: Ich hatte das Fujinon XC16-50mmF3.5-5.6 OIS noch rumfliegen, habe ein paar Fotos damit gemacht und die müsst ihr an dieser Stelle nun ertragen.
Nein, Scherz beiseite. Zumindest teilweise. Tatsächlich ist es so, dass ich euch vor einer Weile schon hier im Blog die Fujifilm X-M1 vorgestellt habe. Man könnte sie als eine Art kompaktes Mittelklassemodell der Fuji X-Serie bezeichnen. Bereits seit Start der Kamerareihe rangiert das XF 18-55mm F2.8-4 R als Standardzoom unter den X-Optiken. Dort gibt es inzwischen für fast jeden Bedarf ein Objektiv und mit dem XC-Modell kommt nun erstmals ein Update einer bereits existierenden Linsenkonstruktion. „Warum“, kann man sich jetzt als nächstes fragen. Die Antwort lest ihr gleich.
Eindruck
Weils billiger ist! Das XF18-55 wurde wie gesagt zum Start der X-Serie eingeführt, die selbst wiederum als Premium-CSC-Kameraklasse präsentiert wurde. Sowohl Kamera als auch Optiken sollten also einiges leisten. Das kann man nicht für ein Taschengeld produzieren und dementsprechend war und ist das XF-Standardzoom selbst heute noch nicht gerade günstig (Straßenpreis zwischen 600 und 700 Euro).
Nun will nicht jeder Fotograf gleich Premium-Super-Eleganz-High-Definition-Technik, sondern etwas, das Spaß macht, einfach zu bedienen ist und „wo schöne Bilder bei rauskommen“. Das hat sich natürlich auch bei Fujifilm herumgesprochen und so hat man jüngst mit der X-A1 eine Einsteigerkamera im Segment platziert. Fujifilm X-Trans-Sensor rausgerissen, schön kompakt gemacht, LCD klappbar, WiFi reingekloppt und dann noch bunte Farben drumrum.
Ich hab‘ sie selbst auch schon ausprobiert und kann sagen: Hey, keine schlechte Kamera. Kann man machen. Ich kann aber keine 700-Euro-Kamera auf den Markt hauen und ein Objektiv dazu packen, das genauso teuer ist. Und darum gibt es das XC16-50mm.
Eigenschaften
Der Straßenpreis des XC 16-50mm f3.5-5.6 OIS liegt bei etwa 350 Euro. Gibt es auch im Kit mit der X-A1. Die Lichtstärke reicht von Blende f3,5 im Weitwinkelbereich bis f5,6 bei umgerechnet 76 Millimetern. Das ist ganz okay und übliche Kost unter Standardobjektiven. Man mag jetzt automatisch annehmen, es handele sich bei dem XC um die leistungshalbierte Plastikvariante des XF-Modells. Dass es aber nicht so ist, ist der Grund dieses Artikels hier. Denn das ist das schöne am 16-50er: der erste Eindruck trügt.
Gut, was haben wir? Das Premium-Zoom hat 14 Linsenelemente in 10 Gruppen – recht komplexe Anordnung. Das XC hat 12 Elemente in 10 Gruppen. An Sparmaßnahmen zugunsten des Preises darf man aber auch jetzt nicht denken, denn beide – also auch die billigere Variante – haben drei asphärische und eine dispersionsbeschichtete Linse, um optische Fehler zu korrigieren. Man hat also nicht unbedingt am falschen Ende gespart, sondern musste Kompromisse eingehen, um das Ding kleiner zu machen.
Und auch leichter, denn das XC-Teil wiegt mit 195 Gramm ein Drittel weniger als der dicke Bruder. Das ist wichtig, denn gerade Schnappschuss- und Amateurfotografen wollen keine schwere Ausrüstung mit sich herum schleppen. Natürlich, und auch das sei gesagt, fühlt sich das XC16-50 entsprechend billiger an. Das XF18-55 hat einfach das Premium-Gefühl durch das schwere Gehäuse und die tolle Verarbeitung. Das XC wirkt zwar nicht billig aber auch nicht extrem hochwertig oder massiv.
Ansonsten hat es Fuji trotz Einsparungen beim Gewicht und den Maßen annähernd auf gleiche Leistungsdaten gebracht. Die Fokusabstände sind praktisch gleich, Bildstabi ist an Bord, nur ist es nicht ganz so lichtstark wie das 18-55er.
Performance
Das XC16-50 hat dem XF-Konkurrenten ein paar Millimeter im Weitwinkel voraus. Aufs Kleinbildformat gerechnet sind es drei, denn es beginnt bei 24 Millimetern. Wer die Aufnahmen in diesem Artikel mit denen des X-M1-Artikels vergleicht, wird feststellen, dass der Unterschied tatsächlich zu sehen ist. Allein aufgrund des bisschen mehr Weitwinkels finde ich das XC-Objektiv fast noch flexibler.
Es macht Spaß, damit weitwinklig zu fotografieren und in dem Bereich spielt der Stabilisator sowieso fast keine Rolle. Im „Tele“ ist es toll, ihn zu haben und da verrichtet er wie gewünscht seine Arbeit. Genauso der Autofokus. Nicht erstaunlich rasant aber schnell genug für die meiste Casual-Fotografie. Letztlich liegt das 16-50er schön in der Hand und wer eine superkompakte X-Kamera hat, würde das 18-55er als schwer und too much empfinden, das XC-Modell passt aber super zu solchen Bauformen.
Da das XC-Fujinon bereits ausführlich in den Medien besprochen wurde und auch der detaillierte Test auf Wunsch nachlesbar ist, kann ich an dieser Stelle auch eine eindeutigere Aussage zur Bildqualität machen. Hier überrascht das kleine Standardzoom wieder, denn wider anfängliche Skepsis ist die Bildqualität gar nicht mal so übel. Vor allem die Bildfehler wie Vignettierungen und Aberrationen sind angenehm niedrig. Für den halben Preis könnte man fast erwarten, nur die halbe Bildschärfe zu bekommen. Und ja, es ist nicht ganz so scharf wie das XF-18-55. Aber es liegt auch nicht weit dahinter. Der Wald-und-Wiesen-Fotograf wird keinen Qualitätsunterschied erkennen und das ist auch gut so.
Fazit
Wie ihr (hoffentlich) festgestellt habt, ist das XC16-50mmF3.5-5.6 OIS durchaus kein Objektiv, das man einfach unerwähnt lassen kann. Nagut, kann man, muss man aber nicht, denn die Gründe dafür habe ich euch genannt. Ich finde es interessant, mal ein Einsteigermodell mit der Premiumausgabe zu vergleichen. Zumal es nur die Hälfte kostet. Und es ist schön zu sehen, dass halber Preis nicht gleich halbe Qualität bedeuten muss.
Sollte ich einmal die Schnauze voll haben von meiner Nikon D800 (völlig ausgeschlossen), dann sind die X-Kameras von Fuji ein heißer Konkurrent auf eine Ablöse. Das ist kein Geschleime, das schreibe ich hier im Blog immer wieder mal aus Überzeugung. Allerdings müssen sie mit den OM-Ds von Olympus um mein Herz buhlen und das wird sehr schwer. *g* Sollte ich mich aber für Fuji entscheiden wollen, dann würde ich das XF18-55 nehmen. Einfach, weil es einen Tick besser ist, würde ich auch die 100 Gramm mehr Gewicht in Kauf nehmen. Für eine Einsteigerkamera wie die X-A1 ist das XC-Objektiv aber eine empfehlenswerte Sache, wenn man auf das Geld schauen möchte.
Mehr…
… Hands on-Berichte zu verschiedensten Kameras und Objektiven gibt es hier.




Hinterlasse eine Antwort zu bildervomwolter Antwort abbrechen