Linux-Adventures #4: Ubuntu Netbook Remix (UNR)

Im letzten Artikel der Serie ging es um das Netbook-Betriebssystem Moblin, das bunt, schick und gut bedienbar daher kam. In diesem Artikel geht es um seinen „Nachfolger“ auf meinem Netbook.

Selbstverständlich trugen gerade die Nachteile von Moblin dazu bei, dass ich mich erneut nach einem anderen Betriebssystem für mein Acer Aspire One umsah. Im Gegensatz zu einer Social-Networking-Maschine wollte ich ein eher bürotaugliches Betriebssystem. Vor allem natürlich, um meine Magisterarbeit darauf zu schreiben, daneben aber auch, um Mail-, Kontakt- und Kalenderdaten stets präsent haben zu können.

Dass gewährleistete Moblin zwar, wenn man es dazu brachte, aber eben nicht angenehm genug.

Meine Gedanken gingen zurück in Richtung Ubuntu/Kubuntu. Schon seit meinen ersten Linux-Ausflügen gelangte ich immer wieder in die Richtung des KDE-Desktops, denn schließlich bin ich nunmal ein Augentier. Zwar gibt es mittlerweile eine Kubuntu-Variante für Netbooks, diese ist aber noch nicht so weit wie der Ubuntu Netbook Remix (UNR). Der setzt zwar auf den Gnome-Desktop, doch das neueste OpenSuse beweist, dass auch dieser Desktop Spaß machen kann.

Die Installation des UNR gestaltete sich ebenso unaufwändig und reibungslos wie bei allen anderen getesteten Systemen. Statt von einer CD mountet man das Image zu Testzwecken von einem USB-Stick und findet auf dem dortigen Desktop bei Gefallen einen „Installier mich“-Eintrag. Gefunden, getan – schon nach einigen Minuten ist das System startbereit auf der Platte. Dabei belegt es ca. ein Drittel meiner 8GB-Platte und bringt dafür einiges an Software mit.

Auffällig sind eine Menge an Spielen, sicherlich zehn Stück. Daneben ist ein OpenOffice an Bord sowie Evolution als die beiden wichtigsten Werkzeuge für mich. Evolution ist endlich ein Programm, wie ich es schon lange suche: ein Personal-Information-Manager (PIM), der im Gegensatz zu fast unüberschaubar vielen Konkurrenzprodukten auch Email unterstützt. Vergleichbares findet sich eigentlich nur in Microsofts Outlook und stellt somit eine echte Alternative dar.

Besonders positiv sind mir die vielen nützlichen Erweiterungen aufgefallen: mit verschiedensten Netzwerken verbindet ein kleines Icon in der Startleiste, die sich fast so darstellt, wie man es von Windows-Systemen gewohnt ist. Mit einem Klick auf die Uhr erhält man schnellen Überblick über Kalender, Termine und Aufgaben, die direkt aus Evolution ausgelesen werden. Ein weiteres Applet informiert über die Freunde, die per Chatprogramm (Empathy ist vorinstalliert) erreichbar sind oder welche Emails in Evolution noch gelesen werden sollten (dabei sortiert das Applet die Mails nach den eingerichteten Accounts). Gleich daneben findet sich ein weiterer Button, über den man seine Verfügbarkeit regeln kann, was an den Messenger weiter geleitet wird, oder das System in Ruhezustand versetzen, es herunterfahren oder neu starten kann.

Zur Software-Erweiterung steht – ähnlich wie bei Moblin – ein Dienst zur Verfügung, der vorhandene Programme übersichtlich nach Sparten sortiert oder der Paketmanager Synaptic, der dem Profi volle Kontrolle über das System gewährt. Ebenso hat man über die Verknüpfen zum Thema System über nahezu alle Apsekte volle Kontrolle. Stärker als in Moblin ausgebaut sind so unter anderem die Desktop-Effekte, die zwar von Compiz gesteuert werden, aber selbstverständlich aufgrund der begrenzten Hardware nur reduziert zur Verfügung stehen. Dafür kann man das Erscheinungsbild des Systems nahezu beliebig anpassen und ist nicht wie bei Moblin auf nur ein Thema beschränkt. Vielmehr hat man hier die Qual der Wahl zwischen Hintergründen, Desktop-Themes, verschiedensten Mauszeigern oder Bildschirmschonern.

Als Dateimanager kenne ich Dolphin aus Kubuntu, den ich für seine Fähigkeit mochte, ähnlich wie alte DOS-Dateimanager, zwei Verzeichnisse nebeneinander anzuordnen. Das kann Nautilus im UNR zwar nicht, doch dafür liesst das System problemlos und vom Start weg Windows-basierte Dateisysteme, wie zB Fat32 oder sogar NTFS. Das macht es problemlos, meine externe Festplatte zu benutzen, ohne vorher etwas umstellen zu müssen.

Überhaupt gestaltet sich das System übersichtlich und schnell steuerbar. Statt dem üblichen Desktop, wie man ihn bei den „großen“ Ubuntu-Versionen gewohnt ist, findet sich auch bei dem UNR eine Netbook-angepasste Variante eines Schnelleinstiegs, die Netbook-Launcher genannt wird und auf dem Clutter-Framework basiert (vergleichbar mit dem Microsoft .Net-Framework). So stehen an dessen erster Stelle die „Favoriten“, die man von jeder Stelle des Systems aus hinzufügen kann, danach reihen sich die üblichen Kategorien, wie „Büro“, „Internet“, „Grafik“ und „Spiele“ ein, sowie das eben schon genannte „System“-Menü.

Der große Vorteil vom UNR ist, dass es zwar auf Netbooks angepasst ist, dabei aber kaum Zugeständnisse machen will und soviel wie möglich von einem großen Ubuntu behalten will. Damit ist das System offen für Software, benutzerfreundlich ausbaubar (nicht nur für Internet- sondern auch für Büro- oder Entertainment-Fans) und bringt out of the box alles mit, was man in den ersten zwei Wochen mäßiger Beschäftigung brauchen könnte. Wer nicht tiefer in das Thema Linux eintauchen möchte oder sein Netbook als verlängerten Internetarm, bzw. als mobiles Büro nutzen möchte, kann mit Ubuntu Netbook Remix zufrieden sein und wird nicht einmal was daran ändern wollen.



2 Antworten zu „Linux-Adventures #4: Ubuntu Netbook Remix (UNR)”.

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