Vor Kurzem sprachen wir in den Kommentaren dieses Blogs über die Nikon D7200, seit „jetzt“ kann man sie kaufen und hier sind meine Erfahrungen mit der Kamera.
Die D7200 ist das neue DX-Flaggschiff von Nikon, also das Topmodell des Herstellers unter den Geräten mit APS-C-großem Sensor. Das ist wichtig zu wissen, damit man das Gerät nicht als „Sparausgabe“ der professionelleren Modelle von Nikon versteht. Diese sind nämlich mit einem FX-Sensor (Vollformat) ausgestattet und gehören damit eigentlich zu einer anderen Kategorie. Dennoch finden sich auch in der D7200 Profi-Features.
Eindruck
Die neue Nikon fühlt sich genau so an, wie es eine Kamera in ihrer Klasse tun sollte. Sie ist nicht allzu wuchtig und überdimensioniert, aber auch nicht so kompakt wie die 5xxx- oder 3xxx-Modelle des Herstellers. Eigentlich ist sie mit knapp 800 Gramm sogar relativ schwer, was ihren Anspruch für ambitionierte Fotografie unterstreicht.
Im Grunde fühlen sich Nikon-Fotografen an der D7200 sofort heimisch. Dennoch gibt es deutliche Abgrenzungen zu anderen Modellen. Im Gegensatz zu den Einsteigerkameras wandert das Haupt-Einstellrad auf die andere Gehäuseseite, um einem zweiten Display Platz zu machen. Dort finden sich aber wiederum im Gegensatz zu den Profimodellen keine eigenen Knöpfe etwa für ISO oder Weißabgleich. Etwas, das ich sofort vermisst habe, was jedoch als Doppelbelegung auf den Tasten der Rückseite zu finden ist. Immer noch relativ schnell aber nicht so bequem erreichbar.
Diese Knöpfe dürften auch einer der Hauptgründe sein, warum die D7200 keinen Klappmonitor bekommen hat, der außerdem auch nicht Berührungsempfindlich ist. Nikon scheint das immer noch als Amateur-Feature einzustufen, das lediglich bei Geräten unterhalb dieser Preisklasse zum Einsatz kommt. Immerhin fühlt sich das Gehäuse äußerst wertig und robust an. Eine witterungsbeständige Ausstattung gehört inzwischen zum guten Ton und ist auch hier an Bord.
Eigenschaften
Die Auflösungsgrenze für DX-Sensoren sieht Nikon derzeit bei rund 24 Megapixel. Soviel hat man der D7200 spendiert. Das geht völlig in Ordnung und ist immer noch genug, um großformatig zu drucken oder auch zu beschneiden. Auch andere Teile des Innenlebens hat der Hersteller umgemodelt und neu verlötet. So wurde der Sensor überarbeitet, der sich nun auf eine Lichtempfindlichkeit von bis zu ISO 25.600 schrauben lässt oder im übersteuerten Modus auf ISO 102.400.
Mit „Expeed 4“ hat man die Bildverarbeitungsengine aus den Profimodellen verschraubt, was für eine bessere Performance sorgen soll. Außerdem klaute man das Autofokussystem von den großen Kameras, um der D7200 einen weiteren Geschwindigkeits- und Genauigkeitsvorteil zu verpassen. Das System nutzt ganze 51 Messfelder, zentral gelagert finden sich 15 noch genauere Kreuzsensoren und das mittlere Fokusfeld ist laut Hersteller noch lichtempfindlicher als zuvor. Extremtelefotografen kommt das entgegen, denn so kann die Kamera auch bei einer Objektivlichtstärke von 1:8 noch fokussieren (wird interessant, wenn man Teleobjektive mit einer Handvoll Konvertern kombiniert).
Weiterer Punkt auf der Überarbeitungsagenda waren offensichtlich die Videofunktionen. Auch hier bietet die D7200 nicht einfach nur mehr, sondern vor allem besser. Das Full-HD-Signal kann über HDMI abgegriffen werden, es gibt eine Zebramuster-Einblendung und das Audiosignal darf gesteuert werden. Hinzugekommen ist für das ganze Filmthema ein eigenes Menü, in dem sich Einstellungen vornehmen und abspeichern lassen. Die ausgebauten Videofähigkeiten sind übrigens auch optisch sichtbar. So findet sich oben beim Klappblitz jetzt ein fest verbautes Stereomikrofon. Eine externe Lösung lässt sich natürlich auch anstöpseln.
Die Zeichen der Zeit verlangen außerdem nach einer vernetzbaren Kamera und so bietet die neue Nikon ein WiFi-Modul sowie einen NFC-Chip, über den sich sehr bequem und schnell Verbindungen herstellen lassen. Gespeichert wird alles auf SD-Karten von denen sich wie auch bei der D7100 zwei Stück ins Gehäuse drücken lassen.
Performance
Die Nikon D7200 ist eine Sprinterin. Im DX-Format hämmert die Kamera bis zu 6 Bilder pro Sekunde in voller Auflösung auf die Speicherkarten. Im etwas reduzierten 1,3x-Format sind es 7 Bilder. Damit ist sie gegenüber der SLR-Konkurrenz gut aufgestellt und liegt nur leicht hinter der Canon EOS 7D Mark II. Lediglich einige CSC-Modelle sind in dem Segment noch schneller.
Für optimale Geschwindigkeit spielen natürlich auch die Verschlusszeit und das Fokussystem eine Rolle. die kürzeste Belichtungszeit der Nikon liegt mit 1/8.000 Sekunde auf Profi-Niveau, hier ist nicht mehr viel zu holen. Das Fokussystem ist wirklich rasant. Ich habe testweise fast nur den automatischen Fokus genutzt, welcher sehr flott und sehr differenziert reagiert. Getrübt wird der dauerhafte Erfolg allerdings von zwei Faktoren: Erstens weiß die Technik nicht immer, was ich scharf haben will. Das Problem habe ich aber mit praktisch jeder Kamera, der ich meine Art der Bildgestaltung nunmal nicht beibringen kann. Darum nutze ich das sonst auch nie.
Systeme wie das der Samsung NX1 allerdings sind nochmal cleverer. Sie nutzen einen unverschämt schnellen Hybrid-Autofokus auf Wunsch zusammen mit einer Gesichtserkennung – hier klappt das automatische Scharfstellen in Verbindung mit einer bewussten Bildgestaltung deutlich besser.
Zweiter limitierender Faktor ist das Objektiv. Keine Ahnung, warum, aber die D7200 ist (unter anderem) im Kit mit dem AF-S DX Nikkor 18-105 mm 1:3,5-5,6G ED VR erhältlich. Und dieses Objektiv ist deutlich träger als die Kamera. die Bildstabilisierung klappt prima, aber die Kamera könnte schneller scharfstellen als die Optik mitkommt. Schade das.
Dafür ist die Bildqualität tadellos. Bei so frischen Kameras schieße ich immer RAW und JPG gleichzeitig und ich habe das Gefühl, als bieten selbst die JPGs noch einiges mehr an Bearbeitungsspielraum als bei älteren oder Einsteigermodellen. Der Dynamikumfang ist wie bei Nikon üblich, riesig und auch das Rauschverhalten ist sehr anständig.
Fazit
Die Nikon D7200 richtet sich an Fotografen, die ein SLR-Topmodell wollen, aber kein Vollformat brauchen. Darum ergibt es total Sinn, dass der Hersteller Ausstattungsteile wie das Fokussystem von größeren Kameras nimmt und ihr einpflanzt. Das gilt auch für ihre ausgebauten Videofähigkeiten.
Damit bekommen DX-Fotografen ein sehr gutes Gesamtpaket und eine tadellose Bildqualität, die ebenfalls auf Top-Niveau liegt.
Mehr!
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