#gettoknowyourcamera: Technik-Tipps, um mehr aus der Kamera herauszuholen. Heute geht es nochmal um ein facettenreiches Thema: schärfere Bilder.
Das Gegenteil von scharfen Bildern sind unscharfe Bilder. Im letzten Artikel zum Thema sind wir unscharfen Bildern auf die Spur gekommen, für die ein zu kleiner Fokusbereich verantwortlich war. Die Arbeit mit der Blende hat hier Abhilfe geschafft. Unscharfe Bilder entstehen aber nicht nur durch einen verstellten Fokuspunkt, sondern auch durch Bewegungsunschärfe. Und die verhindert man, indem man mit der Verschlusszeit einer Kamera herum spielt.

Scharfe Bilder haben also auch mit der Verschlusszeit zu tun. Für die meisten der regelmäßigen Leser hier ist das eine banale Tatsache. Nicht so sehr aber für Smartphone-Fotografen oder aber für Einsteiger in die Fotografie.
Beispielsweise kenne ich einige Leute, die sich nie erklären können, warum ihre Kamera abends in schummriger Beleuchtung am Tisch unscharfe Bilder von den Leuten schießt obwohl das Motiv scharfgestellt war und die Kamera das Auslösen erlaubt. Der Grund ist: Es wird zwar ein Fokuspunkt zum Scharfstellen gefunden, aber die Belichtung dauerte so lange, dass sich das Motiv (oder die Kamera) dabei bewegt hat. Die Belichtung muss also kurz genug sein, damit niemand die Chance hat, sich vor dem Foto beim Essen schnell zu verstecken. Und man verkürzt die Zeit der Belichtung, indem man die Verschlusszeit verkürzt.
Egal wann, wo und warum – man sollte sie so schnell wie möglich halten wenn man scharfe Bilder will. Zwar bieten viele Kameras und Objektive einen Bildstabilisator, der dabei hilft, das Bild ruhig zu halten, auch wenn man wackelt oder die Verschlusszeit länger ist. Aber jedes System hat seine Grenzen und ohne Bildstabilisator verwackelt man Bilder, wenn die Verschlusszeit unter 1/50 Sekunde fällt. Ob man will oder nicht.
Wer hat, kann ja mal folgendes versuchen: Stellt eure Kamera auf ein Stativ, das stabil ist und von dem ihr ausgeht, dass es jegliche Verwacklungen verhindert. Und setzt an die Kamera eine Brennweite möglichst über 50 Millimeter an. Dann schaltet ihr (falls vorhanden) den Stabilisator aus und auf Live View und stellt die maximale Vergrößerung der Lupenfunktion ein. So, und jetzt legt ihr den Finger ganz leicht aufs Objektiv. Ihr werdet überrascht sein, wie stark das Bild zittert. Wenn der Verschluss länger offen ist als ein solcher Zitterer dauert, dann habt ihr Bewegungsunschärfen im Bild. Und das, obwohl ihr ein Stativ benutzt.
Natürlich ist 1/50 Sekunde nur ein Pi-mal-Daumen-Wert. Es mag Fotografen auf Knips-Entzug geben, die nichtmal 1/500-Sekunde ruhig halten können und es gibt Stabilisationssysteme wie das in der neuen Olympus E-M5 Mark II, das einem sogar bei 1/20 Sekunde noch unverwackelte Fotos erlaubt. Aber wo bei einem selbst die Untergrenze liegt, kann man ja bequem selbst herausfinden indem man es ausprobiert.
Wenn ich nicht ganz manuell unterwegs bin und draußen etwas lebendiges fotografiere, schalte ich meist in den Modus der Verschlusszeitpriortät und gebe eine Untergrenze an. Die Kamera weiß dann, sie muss mit mindestens 1/125 Sekunde fotografieren und stellt alles weitere ein, damit das Bild auch gelingt. 1/125 oder 1/160 Sekunde reicht meistens schon für die Street Photography, wenn die Leute in normaler Geschwindigkeit unterwegs sind oder sich auf Parkbänken den Hintern breit sitzen. Menschen in absichtlicher Bewegung fotografiere ich zum Beispiel mit 1/250 Sekunde und schneller – damit verhindert man die meisten Bewegungsunschärfen. Bei Tieren wie zum Beispiel flatternden Vögeln oder den Beinen rennender Pferde wird es schon schwieriger. Da sollten es mindestens schon 1/500 Sekunde sein.

Wenn eine Kamera wie die Panasonic GH4 den Fokuspunkt sucht, nutzt sie ein prädiktives System und versucht, zu erraten, wo ein sich bewegendes Objekt als nächstes sein wird. Das hilft zum Beispiel bei Kindern – dem klassischen Fall unvorhersehbarer Agilität. Da wir Fotografen aber nicht so clever sind wie eine japanische Kamera, müssen wir die Verschlusszeit noch weiter verkürzen, um auch nach plötzlichen Bewegungswechseln noch abdrücken zu können. Kinder und Autos dürfen daher gern mit 1/1.000 Sekunde und schneller aufgenommen werden. Alles drunter ragt dann schon in den High-Speed-Bereich hinein und eignet sich zum Beispiel für fallende Wassertropfen.
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