Ich hab ja zum Glück nie eine Scheidung erlebt, aber ich stelle sie mir so vor, wie die Erlebnisse der letzten Monate.
Die Eltern: Mediamarkt und ich, das Kind: Pentax K20D.

Ich muss euch vorwarnen, dass es einiges zu lesen gibt, aber falls ihr einen Erfahrungsbericht aus erster Hand wollt, seid ihr hier richtig.
Zwei Fehler an der Kamera störten mich mitte August: zum einen war die Datenübertragung per USB-Kabel zum PC defekt und produzierte Bildfehler und zum anderen fand sich auf dem CMOS-Sensor ein weiterer Bildfehler, der eine dünne Linie in die Mitte des Bildes und zwei Pixelfehler beförderte. Letztere beiden waren eigentlich nur in hohen ISO-Bereichen sichtbar, aber sie waren da und für mich bedeutete das Unzuverlässigkeit der Kamera.
Also entschloss ich mich, das Ding einzuschicken und reparieren zu lassen. Vielleicht hätte ich schon nach ein paar Wochen Druck machen können, dagegen sprach aber, dass Pentax selbst den Support umbaut (oder umgebaut hat?) und dadurch längere Wartezeiten entstanden und dass ich auch so genug um die Ohren hatte.
Nach rund zwei Monaten(!) war noch immer nichts Neues zu hören, also ging ich beim Mediamarkt-Service vorbei, um zu hören, ob etwas heraus gekommen ist. Der Mitarbeiter unterstützte mich in meiner Ansicht, dass es schon viel zu lang dauere und versuchte, etwas heraus zu bekommen. Später rief er mich per Telefon zurück und teilte mir mit, dass die Reparatur bei Pentax selbst nicht möglich sei und man eine Werkstatt beauftragt habe. Soweit so gut.
Wiederum einige Wochen (und Telefonate) später erhielt ich dann von Mediamarkt eine Mail mit Hiobsbotschaft: Die Reparatur sei nicht möglich, ich möge doch bitte samt Unterlagen in die Filiale kommen. Dort sagte man mir nochmal das Gleiche, jedoch keine Angabe von Gründen oder sonstiges. Stattdessen stellte man mir einen Beleg aus, ich dürfe mir oben in der Filiale ein Ersatzgerät aussuchen. Hier beschlich mich erneut ein ungutes Gefühl: was, wenn sie die K20D nicht da haben? Welche wollen sie mir stattdessen andrehen? Ich wusste, dass der Bereich an vergleichbaren Kameras zur K20D ziemlich dünn gesät ist.
Ich ging also in die Filiale und konfrontierte die unwissende Mitarbeiterin mit meinem Anliegen. Nach einem kurzen Gespräch stellten wir fest, dass keine der vorhandenen Kameras meinen Wünschen entsprach oder zu teuer waren. (Ich war nämlich nicht bereit, auch nur einen Cent zu bezahlen, nachdem ich solange warten musste – schließlich war es nicht meine Schuld, dass Pentax die Kamera nicht reparieren konnte). Die Verkäuferin stimmte zu und versprach, mir eine neue K20D zu besorgen.
Ganze zwei Wochen lang telefonierte ich und ging in den Laden, um herauszufinden, wann die Kamera denn endlich da sei, denn es tat sich nicht das Geringste. Bei einem Besuch schließlich kam der Abteilungsleiter hinzu, der anscheinend etwas besser informiert war: er sagte, die K20D sei nicht mehr lieferbar, man würde mir stattdessen die K7 geben. Über die wusste ich zu dem Zeitpunkt nichts. Ich kannte lediglich die Modellbezeichnungen der weniger ausgestatten Kameras von Pentax und da war keine K7 dabei.
Ich stimmte also zu. Später fand ich auf eigene Faust heraus, dass es sich bei der K7 um ein höherwertiges Gerät handelt, dass zwar nicht der direkte Nachfolger der K20D ist, aber sozusagen eine ausgereiftere Variante darstellt. Erneut war da dieses unangenehme Gefühl in der Magengegend. Grund dafür: Die K7 ist „brandneu“ und kostet natürlich mehr als die K20D. Ich war mir unsicher, ob der Deal laufen würde, aber beruhigte mich immer damit, dass der Abteilungsleiter selbst sagte, man würde mir diese Kamera geben.
Es folgten wiederum drei bis vier Wochen, in denen sich nichts tat. Ich rief immer wieder bei Mediamarkt an und man versicherte mir, die Kamera „sollte bestellt sein“. Ich rief bei Pentax selbst an und erkundigte mich nach Lieferschwierigkeiten, was verneint wurde: „Bestellt jemand die K7 ist sie normalerweise am nächsten Tag da.“ Mit der Aussage konfrontierte ich wiederum Mediamarkt, was wohl den Abteilungsleiter endlich dazu veranlasste, sich erneut damit zu beschäftigen. Er rief seinerseits bei Pentax an und fand heraus, dass der Pentax-Vertreter gedacht hatte, die Kamera sei schon verschickt worden. Zumindest ist dies die Aussage, die ich zu hören bekam. Die Bestellung wurde erneuert und es dauerte eine knappe Woche, bis das Gerät endlich im Laden war.
Man rief mich an, die Kamera sei da, aber….(mir fiel das Herz in die Hose) man könne sie mir nicht geben. Ich: Warum das denn? Sie: Es sei ein Bundle mit zwei Objektiven bekommen, ich bekäme laut Service-Zettel aber nur eines davon. (das hatte ich den Mitarbeitern übrigens immer wieder in Erinnerung gerufen – möglicherweise hätten sie das sonst überhaupt nicht gewusst). Ich verstand das Problem nicht, worin bitte soll die Schwierigkeit bestehen, ein Objektiv weg zu nehmen und mir den Rest auszuhändigen? Ich konnte ja selbst das überzählige Objektiv mitbringen, das ich noch hatte und wir hätten einen problemlosen Tausch vorgenommen. „Nein, wir können keine Bundles trennen, ich kann den Karton nicht aufmachen.“, erhielt ich zur Antwort.
Die Kamera war nach über einem Monat endlich da und ich durfte sie nicht bekommen. Die Mitarbeiterin bot mir an, ein neues Bundle zu bestellen, in dem nur ein Objektiv ist; Lieferzeit: ca. eine Woche. Ich lehnte entschieden ab, drängte darauf, das Problem Marktintern zu klären mit der Begründung, dass ich durch die Wartezeit nicht dafür büßen wollte, dass Mediamarkt zu blöd ist, die richtige Kamera zu bestellen. Sie gab auf und verwies mich an ihren Vorgesetzten, der jedoch erst am nächsten Tag wieder im Laden sein würde. Ich verabschiedete mich knapp und legte auf.
Am nächsten Tag musste ich den Abteilungsleiter meinerseits erneut informieren und bekam endlich meine erlösende Antwort: er wolle eine Umbuchung vornehmen, das Bundle auflösen und mir Kamera plus ein Objektiv geben. Warum nicht gleich so? Noch am selben Tag fuhr ich hin, um sie abzuholen. (Übrigens bin ich schon dreimal zuvor von Kassel nach Göttingen gefahren, um etwas – ohne Erfolg – zu erwirken) Als ich da war, geriet ich gleich an den Abteilungsleiter, dem ich meinen ursprünglichen Kaufvertrag und den Service-Zettel gab.
In diesem Moment fiel ihm – das könnte ich schwören – zum ersten Mal auf, dass der damals gezahlte Preis für die K20D unter dem für die K7 lag. „Ah ja,“, murmelte er vor sich hin, „da gibts ja ne Differenz.“ Daraufhin rief er im Service an, um zu erfragen, wie er verfahren sollte. Anscheinend waren er und sein Mitarbeiter sich einig und so liess er die K7 aus dem Lager holen. Ich fragte ihn höflich, ob er mich auch darüber informieren würde, wie es läuft. Daraufhin antwortete er mir freundlich, dass die K7 ja deutlich teuerer sein würde und ich die Differenz bezahlen müsse.
Das wichtigste war jetzt, ruhig zu bleiben, doch ich spürte, wie meine Halsschlagader ausbrechen und den Mann erdrosseln wollte. Ich antwortete ihm freundlich, dass ich damit nicht einverstanden sei, schließlich erfahre ich in diesem Moment das erste Mal davon. „Ja, das ist aber klar, dass sie das bezahlen müssen, das haben wir ihnen sicher auch schon von Anfang an gesagt.“ Ich lächelte eisig und versicherte ihm, dass dies nicht der Fall war und schilderte ihm fat wortgetreu das damalige Gespräch. Er runzelte die Stirn und wollte wissen, wer mir die K7 als Ersatz versprach, ohne die Tatsache zu erwähnen, dass ich für den Differenzbetrag aufkommen müsse. Ich freute mich auf die Antwort und gab sie ihm ohne zu zögern: er selbst war es. Er tat kurz entrüstet, meinte, das könne er sich nicht vorstellen. Ich versicherte ihm, dass es so war und nannte ihm eine weitere Mitarbeiterin mit Namen, die damals anwesend war. „Da müssen sie mich falsch verstanden haben, ich kannte den Fall ja gar nicht.“ Stimmt, den kannte er nicht, doch ich hatte stets die Unterlagen dabei, hatte sie ihm damals angeboten, doch er hatte abgelehnt und mich auf einen Azubi abgeschoben. Hab ich ihm auch gesagt.
Mir ist der Typ total unangenehm. Das sind mir Menschen immer, wenn sie mit mir reden und mich dabei nicht ansehen. wir diskutierten rund 45 Minuten lang, bis ich ihm zwei Vorschläge machte: Entweder er nahm einen 1:1-Tausch vor, so, wie es mir als Kunde von Anfang an suggeriert wurde, oder er zahle mir den ursprünglichen Kaufbetrag in Bar aus. Der Gedanke dahinter: entweder nagele ich sie auf ihren Fehler fest, der durch scheinbare Unwissenheit entstanden war oder sie verlieren einen Kunden und ich gehe in einen Laden, in dem sowohl die alte K20D als auch die K7 vorhanden war. Diese Läden gab es, ich hab mich umgesehen. Der Abteilungsleiter plusterte sich auf, atmete tief durch und sagte mir zu beiden Vorschlägen, das könne er nicht machen. Ich hatte sein falsches Grinsen satt und verlangte mit jemandem zu sprechen, der das entscheiden könne. Also wurde ich an den Bereichsleiter verwiesen.
Dieser liess mich fast zehn Minuten warten, was ich höflich hinnahm und erklärte ihm dann nochmal den gesamten Fall von vorne. Er versuchte, sich in die informierte und überlegene Position zu begeben, indem er mir das Umtausch-System mit Kinderbeispielen erklärte á la „Sie können ja auch nicht einen Audi 80 gegen einen Mercedes S-Klasse tauschen.“ Ich gab ihm ruhig und höflich recht und wies ihn dann darauf hin, dass sich seine lustigen Beispielchen schenken soll, wenn er mit mir redet; ich würde den Sachverhalt auch verstehen, wenn wir bei den Fakten blieben. Sein Gesicht zuckte kurz und er überging den Kommentar.
Er schlug mir vor, nocheinmal in die Foto-Abteilung zu gehen und zu schauen, ob ich die K7 tatsächlich bekommen kann, bzw. wie unterschiedlich sie zur K20D ist. Ich habe den Bereichsleiter nämlich darauf hinweisen müssen, dass die K7 keineswegs ein Mercedes S-Klasse ist und sich nur in wenigen Details von der K20D unterscheidet. Das war offensichtlich mehr Wissen als das, über das der Bereichsleiter verfügte. Ich geriet an den mittlerweile vierten Mitarbeiter, dem ich nun erklären musste, worin die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Kameras bestehen. Ich bin nicht sicher, ob ihm bewusst war, dass ICH der Kunde und ER der Verkäufer waren. Letztendlich musste auch er feststellen, dass die Unterschiede marginal waren.
Das Thema Barauszahlung war mittlerweile vom Tisch, dass das Mediamarkt nicht machen würde, hatten inzwischen drei Mitarbeiter ständig wiederholt. Ich hielt dagegen, dass ich genau wüsste, dass dies schon einmal vorgekommen sei. Man wollte wissen, wo und ich antwortete: „Hier, genau in diesem Laden“ Interessanterweise wurde das sofort übergangen und nicht weiter diskutiert. Dennoch: ich war mittlerweile seit über zwei Stunden im Laden und wollte nicht mehr diskutieren.
Man machte mir schließlich die folgenden Vorschläge: Entweder, ich entschied mich für die K7 und bezahle die Differenz oder ich suche mir eine andere Alternative aus. Ich wollte mich über eine Alternative beraten lassen, doch unglücklicherweise förderte ich damit wieder die Inkompetenz des Verkäufers zutage, der mir kein vernünftiges Modell vorstammeln konnte. Ich wusste jedoch ganz genau, was die da rumstehen hatten: die billigen Einsteigerkameras, die sie für sagenhafte Preise verscherbeln konnten und eine halbe Hand voll ordentlicher Kameras, die sie für ebenso sagenhafte Preise verscherbeln wollten.
Die Sony-Alpha-Reihe mochte ich nicht; zu spielerisch, zu leicht, zu rund und vor allem: kein zweites Display auf der Oberseite. Die einzig attraktive Sony war die 850; allerdings mit Vollformat-Sensor für lustige 2.000 Euro. Auch die Nikon können mich nicht ganz begeistern. Ich kenne die D90 und fühlte mich bei der K20D schon wesentlich besser aufgehoben. Schließlich war da noch die Canon EOS 50D, die vergleichbar war, aber auch einige Unterschiede aufzuweisen hatte. Mit ihr hätte ich mich vertragen können, meine Freundin liebt die Canon-Kameras und das war mir ein aussagekräftiges Argument. Gegen die 50D sprach mein Pentax-Zubehör und die Benutzung von CF-Speicherkarten, die einiges teurer als SD-Karten sind. Darüber hinaus habe ich eine 8GB-SD-Karte, die auch nicht billig war und die ich gern weiter benutzen wollte.
Nach einer Bedenkzeit, zwei guten Gesprächen mit meiner Freundin und einem Bekannten, war die Entscheidung gefallen: Ich wollte nicht ohne eine Kamera dort raus und ich wollte die K7.
Also ging ich wieder zum Verkäufer und fragte ihn, was er an dem Preis machen könnte. Er schaute mich irritiert an und schien nicht zu wissen, was ich meinte. Ich erklärte ihm freundlich, dass der Preis, den Mediamarkt dafür veranschlagt für ein Bundle mit zwei Objektiven gedacht ist, ich aber nur eines wollte. Dann schlug ich ihm vor, über Kulanz nachzudenken – schließlich konnte ich ihm exakt drei Vorkommnisse nennen, bei denen ich eine Weiterentwicklung des Falles nur durch meine Beharrlichkeit erreichen konnte. Schliesslich nannte ich ihm eine vierstellige Zahl samt Kommabetrag für den dieselbe Kamera in einem anderen Laden erhältlich war.
Er wand sich, doch letztendlich hatte ich ihn um knapp 400 Euro heruntergehandelt. Dazu muss ich sagen: der Preis für die K7 bei Mediamarkt ist hoffnungslos überteuert. Die Kamera stand bereits mit Preis in der Vitrine, im System war jedoch ein niedrigerer Preis angegeben, daher meine unbedingte Empfehlung: findet heraus, was die Kamera wirklich kostet. Und noch eine Anmerkung: der Mitarbeiter holte die Kamera doch tatsächlich aus der Vitrine und es war das einzige Exemplar im Laden. Mit anderen Worten: wäre jemand vor mir gekommen, der die Kamera kaufen wollte, wäre sie weg gewesen.
Wir brachten das Geschäft zum Abschluss und ich verabschiedete mich mit dem Versprächen, dass diese Kamera das letzte Produkt war, dass ich in diesem Laden gekauft habe. An der Kasse dann geriet ich an eine Mitarbeiterin, die mich auf meinen Besuch ansprach; irgendwie wusste sie genau, wegen was ich da war und mit wem ich geredet hatte. Ich jedoch hatte die Kassiererin noch nie gesehen.
Und so ging eine langwierige Beziehung auseinander, die ganze vier Monate lang auf eine Scheidung hinaus ging: Mit Problemkindern, Streitereien, Dickköpfen und Inkompetenz. Ich musste der wohlhabenden Ex-Partnerin noch eine Abfindung bezahlen und ging mit einem Gefühl nach Hause, das keine Erleichterung sondern eher Frustration beinhaltete.

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