Sozialdemokratische Meinungshygiene

Ist doch ein wunderbares Antonym für freie Meinungsäußerung, oder? Diesen Euphemismus verwendet die SPD, um der Zensur von Büchern einen angenehmen Deckmantel zu verpassen. Der Grund für diese Ansage scheint die Kritik des American Jewish Committee (AJC) an Amazon zu sein, die dem Internet-Händler vorwirft, rechtsextreme und antisemitische Bücher zu verkaufen.

Amazon will dem nicht nachkommen und so heißt es: Zensur von Materialien, die nicht in die von der SPD proklamierte heile Welt passen versus freie Meinungsäußerung und erhöhtem Kontrollaufwand.

Amazon wehrt sich zuerst einmal mit der Aussage, ein Online-Händler und keine Regulierungsinstanz zu sein. An und für sich richtig, doch ginge es um wirklich generell illegales  oder schädigendes Material, würde und sollte diese Ausrede nicht ziehen. Dennoch unterstütze ich diese Abwehrhaltung, denn in meinen Augen beweist sie mehr Rückgrat als seinerseits Kaufhof, die aufgrund der sogenannten Killerspiel-Debatte einfach mal alle Computerspiele mit einer Alterfreigabe ab 18 aus den Regalen genommen hat.

Weiterhin macht es dieses Verhalten nicht so einfach, den Parteien noch mehr Kontrolle über unser alltägliches Leben zu überlassen. Ich meine, die Politik soll unser Leben erleichtern und angenehmer machen oder nicht? Und es nicht mehr und mehr einengen. Darüber hinaus ist es immer gefährlich, einer geschlossenen Gruppe die Entscheidung zu lassen, was schlecht ist und was nicht.

Im aktuellen Fall handelt es sich wohl um rund 50 Bücher, die mit angeblich antisemitischen Inhalten aufwarten. Leider ist keine Liste der Titel bekannt. Dafür jedoch ein bestimmtes Buch:

Unter den Schriften, die nun zu der Anzeige geführt haben, habe sich auch der sogenannte „Rudolf-Report“ befunden, hieß es weiter. Darin behauptet der deutsche Rechtsextremist Germar Rudolf, dass im Konzentrationslager Auschwitz niemals Gefangene mit Gas getötet worden seien. Im Jahr 2007 wurde Rudolf wegen Leugnung des Holocaust zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.

In den Kommentaren auf dieser Seite findet sich ganz richtig folgendes Statement:

Skandalös daran ist wohl weniger, daß man dieses Buch kaufen kann, sondern vielmehr, daß jemand wegen einer abweichenden geschichtlichen Meinung zu jahrelanger Haft verurteilt wird.

Dem kann ich mich nur anschließen, denn nichts weiter stellt ein solches Buch da: eine Meinung. Jedes Kind lernt heutzutage im GEschichtsunterricht die Fakten über den Holocaust und die Verbrechen während des Nationalsozialismus. Niemand kann das einfach wegreden, auch nicht ein einzelnes Buch.

Die Reaktion des AJC mag aus ihrer Sicht gerechtfertigt sein, aber dass die SPD (vermutlich im Eifer der Vorwahlen) gleich so derbe in diese Bresche springt, halte ich für übertrieben und gefährlich. Verfolgt man diesen Kurs weiter, schmeißt man früher oder später nebenbei alles über Bord, was unter dem Begriff „Demokratie“ fällt und übergibt sich in die Hände eines Kontrollstaates.



Hinterlasse einen Kommentar