Und wieder einmal bin ich Spiele-technisch etwas abgedriftet und habe einen Blick auf einen (relativ) aktuellen Titel geworfen: The Void ist ein russisches Werk, das die westliche Welt über den Publisher Atari erreichte. Und wohl am ehesten als eine Mischung aus Computerspiel und Kunst zu sehen.
Tatsächlich ist es nicht besonders einfach, The Void zu beschreiben. Sucht man im Netz nach Tests des Spiels findet man entweder durchwachsene Wertungen oder gar keine. Das ist schon ein wichtiger Hinweis: The Void kann man nicht einfach so bewerten. Denn will man das, müsste man es mit anderen Spielen des Genres (am ehesten Adventure) vergleichen und würde dadurch sehr schnell in ein Dilemma geraten. Denn auch wenn es sich zeitweise wie ein modernes Myst spielt, gibt es doch noch viele andere Elemente, die es von dem Renderadventure abheben.
Doch wo anfangen? Das ist genau die Frage, die man sich auch stellt, wenn man zum ersten Mal in das Spiel einsteigt. Das Intro ist zwar schön gestaltet und verwöhnt den Spieler mit einem bedeutungsschwangeren Gedicht, doch bietet nicht allzuviele Informationen. Erst im Spielverlauf und nach zahlreichen „Gesprächen“ (eher Monologe der Charaktere, der Spieler selbst spricht nicht) stellt sich heraus, dass man selbst eine Art Seele ist, die zwischen Diesseits und Jenseits gefangen ist. Der Ort, an dem man sich befindet, wird die Leere genannt und ist in einem Spiel durch ein Netzwerk an Kammern dargestellt. Ein Verbund dieser Kammern wird jeweils von einer Fürstin bewohnt, die … ja, was eigentlich?
Das Spielziel scheint es zu sein, die Leere zu verlassen. Man findet heraus, dass man dazu die Hilfe einer Fürstin benötigt, da zwei Seelen gebraucht werden, um die Zwischenwelt zu verlassen. Zwei werden benötigt, doch nur eine kann gehen. Die Fürstinnen sind gefangen und müssen befreit werden. Dies geschieht mit Hilfe von Farbe – dem wichtigsten Element in der Leere. Der Spieler kann mit Hilfe von Farbe zaubern, indem er Runen direkt auf den Bildschirm malt. Doch die Farbe geht auch zur Neige, was bedeutet, dass man in die Gärten und Minen der Fürstinnen reisen muss, um dort Farbe anzubauen und zu ernten. Man muss jedoch darauf achten, nicht zuviel Farbe wieder herzugeben, da dadurch die sogenannten Wächter auf den Plan gerufen werden, die dann durch die Leere reisen und den Spieler töten wollen. So weit, so komplex.
Im Laufe des Spiels treten immer mehr Fragen auf, aber auch Gewissensentscheidungen: der Spieler wird im Unklaren gelassen, welche der Fürstinnen er befreien soll. Alle versuchen, den Spieler zu verführen, um dadurch befreit zu werden. Darüber hinaus gibt es einige Zwickmühlen: man muss Farbe anbauen und ernten, um die Frauen zu befreien, die Gärten vor Kreaturen verteidigen, darf aber insgesamt nicht zuviel Farbe ausgeben, da man ansonsten gejagt wird. Auch bevorzugt jede der Fürstinnen zwei besondere Farben, doch gerade diese Farben tragen dazu bei, dass die jeweiligen Gärten und Minen noch schneller durch angezogene Kreaturen zerstört werden können. Und befindet man sich auf der Reise zwischen den Kammern läuft dazu noch ein Countdown ab, der den Spieler sterben lässt, wenn er nicht schnell genug in der nächsten Kammer ist.
Insgesamt zeigt sich das Spiel also sehr mystisch, sehr verworren, aber auch voller metaphysischer Philosophie. Die Orte und Kreaturen sind ungewöhnlich kreativ und zum großen teil dystopisch und düster. Ganz im Gegensatz zu den Fürstinnen, die allesamt nackt sind und nur von farbigen Fesseln bedeckt sind, die es zu lösen gilt. Wohin die Reise in The Void führt, weiß man nicht so genau; hier und da munkeln die Spieler, es gäbe bis zu 13 Enden – je nachdem, wie man sich entscheidet und wie man spielt.
Wer Kunst mag und mal etwas anderes als die schematisch gleichen Spiele der aktuellen Zeit haben will, dem sei The Void ans Herz gelegt. Aber unter Vorbehalt, denn man braucht unbestritten Begeisterungsfähigkeit und Geduld.
Übrigens, kleine Trivia am Rande: Die russische Version des Games steht als Exponat im Museum für Moderne Kunst in Moskau

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